Lang lebe die Leselotte!

Schüler der Waldbachschule freuen sich über Bücherschrank „Leselotte“

Auf dem Schulhof der Waldbachschule wurde ein neuer öffentlicher Bücherschrank eingeweiht: Ein „Mikroprojekt“, das schon jetzt ein großer Gewinn für alle Beteiligten ist.

„Bücher lassen Bilder im Kopf entstehen. Sie nehmen euch mit in die Vergangenheit und in die Zukunft.“ Stefan Berndt vom Stadtteil- und Familienzentrum am Mühlbach, der diese Worte an ein Dutzend Fünftklässler der Waldbachschule Offenburg adressierte, wird sich wohl auch persönlich über ein neues, ganz besonderes Bücherregal freuen. Im Trubel der Mittagspause feierten die Schüler am Mittwoch zusammen mit Eltern und Lehrkräften die Einweihung ihrer „Leselotte“. Dieser frei zugängliche Schrank auf ihrem Schulhof steht nun jedem Bürger offen, der Lust auf frischen Lesestoff oder selbst noch ein Buch in gutem Zustand übrig hat.

Lob für „Geburtshelfer“

Schulleiterin Simone Peyré bedankte sich bei allen beteiligten Akteuren für ihren Einsatz. „Die Bücherbox gibt der Langsamkeit Raum in einer Zeit der Beschleunigung und Digitalisierung“, sagte sie. Die „Geburtshelfer“ dieser Idee seien Lehrerin Heidi Marwein und Schulsozialarbeiter Ekkehard Huber gewesen. Die Buchhandlung Roth hatte außerdem mit einer Spende dafür gesorgt, dass der Schrank schon jetzt mit Romanen und mehr ausgestattet ist.

 

Nachdem zunächst überlegt worden war, eine ausgediente Telefonzelle anzuschaffen, entschied sich der Schulförderverein für die Schlosserei Lienhart aus Oberkirch. Die machte aus dem Auftrag ein Projekt für ihre Azubis. Um die Pflege und den reibungslosen Betrieb der „Leselotte“ wird sich nun Marweins Klasse 5a kümmern. Schüler berichteten stolz, wie sie mit ihrer Klassenlehrerin den Betrieb besuchten: „Wir durften die Farbe raussuchen und mit entscheiden, wie hoch die Fächer sein müssen.“ Für die meisten war es das erste Mal, dass sie einem Schlosser – nicht nur – über die Schulter schauen durften. Eine wertvolle Erfahrung, gerade in einer Zeit, in der sich das Handwerk im Schulleben unterrepräsentiert sieht.

Leselotte GruppenbildSchüler der Klasse 5a der Waldbachschule Offenburg mit ihrer Klassenlehrerin Heidi Markwein. © Jannis Pfeffer

Zur Einweihung trug die Klasse eine kleine Eröffnungsrede vor und erklärte, wie die Box funktioniert: „Es gibt Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Geht gut mit ihr um, aber das ist ja selbstverständlich!“ Zu Pharrell Williams‘ „Happy“ ließen sie Sockenpuppen tanzen: „Bücherwürmer“, die „zusammen mit den Büchern einziehen.“ Ob die Kinder ihren Schrank auch selbst nutzen werden? „Bestimmt“, antwortet einer, „aber meine alten Bücher aus den Neunzigern behalte ich.“

Die „Leselotte“ ist eines von vielen Mikroprojekten im Sanierungsgebiet Bahnhof-Schlachthof, die von der Stadt finanziert werden. „Sie sollen die Eigeninitiative, das Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt im Stadtteil stärken“, erklärte Simon Teubner. Als Vorsitzender des Fördervereins, der die kleine Feier ausrichtete, sei er schnell überzeugt gewesen. „Die Schüler konnten mitwirken und lernen viel bei der Planung und dem Betrieb.“ Da außerdem das kulturelle Angebot des Viertels bereichert wird, sei die „Leselotte“ ein Gewinn für jeden. Lehrerin Marwein zeigte sich rundum zufrieden mit der schnellen Umsetzung in weniger als einem Jahr.

Berndt gab den Dank der Rektorin im Namen von Bürgermeister Hans-Peter Kopp und Quartiersmanagerin Gianna Braun zurück. Der neuen Mini-Bücherei wünschte er ein langes Leben – und hofft auf weitere so kreative Projekt­ideen: „Es ist noch Geld da.“

Autor: Jannis Pfeffer

Quelle: https://www.bo.de

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