Der über 10 Jahre alte Schulgarten der Offenburger Waldbach-Förderschule wird derzeit bearbeitet von einer Garten AG mit derzeit ca. 10 freiwilligen Mitgliedern.
Neben dieser freiwilligen AG ist im Rahmen des Oberstufenprojekts eine Gartengruppe eingerichtet, deren 6 Mitglieder – sie wechseln in 7wöchigem Turnus – zur Mitarbeit im Garten verpflichtet sind.
Der Schulgarten ist mit ca. 350m² im Vergleich zu anderen Schulgartenanlagen relativ klein.
Aber um als Feld fruchtbarer kindlicher Entwicklung reiche Ernte zu tragen ist er groß genug.
In der langjährigen Arbeit ist zu beobachten, dass der Schulgarten allen SchülerInnen, die sich in ihm bewegen, Gelegenheit zu Naturerfahrungen im weitesten Sinne gibt. Die Kinder wirken auf die natürliche Umwelt ein und lassen die Umwelt auf sich wirken. Dies geschieht in allen Dimensionen, die kindliche Existenz ausmachen: seelisch, sensorisch, psychomotorisch, kognitiv, sozial, individuell.
Die Kinder bewältigen die Angst vor Bienen oder zünden zum ersten Mal in ihrem Leben mit zitternder Hand ein Feuer an. Sie müssen zwischen den tödlichen Gefahren eines wild über den schmalen Weg wuchernden Majoranstrauches und des Bienenkastens durchjonglieren – ohne in ein Beet zu treten (Lehrerschimpfgefahr), ohne den Bienen zu nahe zu kommen (Lebensgefahr), ohne in den Majoranstrauch zu fallen (unbekannte Gefahr) – für manche eine schwierige psychomotorische Aufgabe. Sie konstruieren eine schwierige Bewässerungsanlage für unsere Tomaten und heimsen dafür bei jedem Besucher stolz eine große Portion selbstbewusstseinssteigernde Bewunderung ein. Sie spritzen sich im Sommer an der Pumpe nass und müssen dabei – obwohl es doch so viel Spaß macht, ein kreischendes Mädchen durch die Johannisbeeren zu jagen – wahrnehmen, wann ihr Spaß bei ihrem „Opfer“ schon längst kein Spaß mehr ist. Sie wuhlen und wühlen in der Erde, entdecken dabei eine Unmenge von Engerlingen und lassen sich deren Entwicklungsgeschichte erklären. Sie pflanzen 100e von Salatsetzlingen, die der Offenburger Tafel zur Weitergabe an Hartz4-Empfänger geschenkt oder an einem Stand in der Offenburger Innenstadt als Biosalat verkauft werden. Vom Erlös macht dann die AG Narrenzunft ihren Jahresausflug. Die Beerenernte wird im Herbst nach Abschluss der Außenarbeiten in der Schulküche (von den Gartenkindern) zu Marmelade verarbeitet und beim Adventsbasar genauso wie der getrocknete Pfefferminztee mit jährlich steigenden Absatzzahlen verkauft. Der Rhabarber findet in größeren Mengen seinen Weg in den schulischen Hauswirtschaftsunterricht. Aber natürlich nehmen die Kinder von allem, was der Garten bietet – Blumen, Beeren, Salat, Tomaten, Pfefferminze, Gurken und inzwischen auch Honig – selbst immer viel mit nach Hause – was ein kleiner Beitrag zur positiven Anbindung der Eltern an das Schulleben ist.
Die Arbeit im Waldbach-Schulgarten führt nicht unbedingt dazu, dass die Kinder jede Pflanze mit Namen oder den Unterschied zwischen Kreuzblütler und Korbblütler präsent haben.
Diese Arbeit führt aber in der Summe dazu, dass die Kinder mehr wissen, ihre Persönlichkeit entwickeln und diesen Gewinn in das schulische und außerschulische Leben, aktuell, aber auch in der Zukunft, z.B. bei der Berufswahl oder -ausbildung einbringen und nutzen können.
Das ist doch auch was.
P.S. Bei den Menschen, die über den Zaun in unser blühendes Paradies gucken und die Kinder beim Schaffen beobachten, bei der Imkerfamilie, die uns bei der Bienenzucht betreut, bei den ZeitungsleserInnen, die über unseren zweiten Preis beim Landes-Schulgartenwettbewerb informiert werden, bei den GartenlehrerInnen des Christlichen Jugenddorfes, bei den SalatkäuferInnen auf dem Offenburger Markt trägt das Projekt Waldbach-Schulgarten auf kommunaler Ebene zur positiven Wahrnehmung der Förderschule bei.